Onkel Wiggily Langohr, der nette alte Hasenmann, hüpfte eines Morgens im Wald vor seinem hohlen Baumstumpf-Bungalow herum. Hin und wieder bückte er sich und schaute auf den Boden.
“Was machst du denn, Wiggy, wenn ich fragen darf?”, fragte Schwester Jane Fuzzy Wuzzy, die Bisamratte-Dame, die den Bungalow für den Hasen-Onkel immer schön sauber hielt.
“Du darfst fragen, und ich werde es dir sagen”, antwortete Herr Langohr höflich. “Ich schaue, ob im Wald schon Blumen wachsen.”
“Was! Blumen, die jetzt schon wachsen?”, rief Schwester Fuzzy Wuzzy. “Es ist doch viel zu früh!”
“Ach, neulich war doch Frühlingsanfang!”, sagte Onkel Wiggily. “Ich dachte, die Blumen würden jetzt aufwachen und ihre Köpfe unter den braunen Erd-Decken hervorstrecken, unter denen sie den ganzen Winter geschlafen haben.”
“Oh, nein!”, lachte Schwester Jane. “Zuerst brauchen wir ein paar April-Regenschauer, um Mai-Blumen zu bekommen.”
“Na, ich werde trotzdem weitersuchen”, sagte Onkel Wiggily. “Vielleicht finde ich ja doch eine Blume im Wald, oder, wenn nicht, erlebe ich ein Abenteuer. Beides wäre schön.”
So hüpfte der Hasen-Onkel davon, sich auf seinen rot-weiß-blau gestreiften Rheuma-Krückstock stützend, den Schwester Jane wegen des Frühlingsanfangs extra mit rosa Bonbons beklebt hatte.
Und plötzlich, als Herr Langohr so dahin ging, rutschte er in einer kleinen Wasserpfütze aus – und husch-pfusch! Seine Brille flog davon und zerbrach in Stücke.
“Oh, je!”, rief Onkel Wiggily und hob die Teile auf. “Das ist aber doof. Jetzt kann ich ja kaum noch etwas sehen. Ich muss die Brille zum Schmied bringen, damit er sie repariert. Ich hoffe, ich verirre mich nicht, denn ohne meine Brille bin ich fast so blind wie eine Fledermaus oder eine Eule am Tag. Aber ich werde mein Bestes geben.”
Mit den Teilen seiner zerbrochenen Brille in der Tasche ging Onkel Wiggily durch den Wald. Er schielte hierhin und dorthin, denn die Sonne tat seinen Augen weh, wenn er keine Brille hatte, aber ein bisschen konnte er trotzdem sehen. Da, auf einmal, sagte Onkel Wiggily, als er durch die Bäume schaute:
“Na, da kommt ja Frau Wackelwatschel, die Enten-Dame, ich schwöre es!”
Onkel Wiggily rückte seine Krawatte zurecht und glättete seine Weste, denn er wollte ordentlich aussehen. Dann machte er eine tiefe Verbeugung und sagte:
“Guten Tag, Frau Wackelwatschel! Ich freue mich, Sie im Wald zu treffen.”
Aber es kam keine Antwort, und Onkel Wiggily sagte:
“Hm, ob sie mich wohl gehört hat? Ich hoffe, Frau Wackelwatschel wird nicht schwerhörig! Ich muss lauter sprechen.”
Er schaute noch einmal dorthin, wo er die Enten-Dame gesehen hatte, und ging ein Stückchen näher. Und siehe da! Es war nur ein Baumstumpf, der wie Frau Wackelwatschel aussah.
“Na, sowas!”, rief Onkel Wiggily. “Ich kann ohne meine Brille ja gar nicht richtig sehen. Was für ein Fehler!”
Er lachte und ging weiter, und bald darauf dachte er, er sähe Frau Stummelschwanz, die Bären-Dame, die Mutter von Neddie und Beckie Stummelschwanz.
“Na, wie geht es——”, begann Onkel Wiggily, und dann sah er, dass es nur ein großer, schwarzer Stein auf dem Waldweg war.
“Ha! Schon wieder ein Fehler!”, rief der Hasen-Onkel lachend. “Ich mache heute aber viele Fehler. Das kommt davon, wenn man so schlecht sieht!”
So ging er weiter zum Schmied, um seine Brille reparieren zu lassen. Ein wenig später hielt er einen umgefallenen Baumstamm für Großvater Gans, und kurz darauf sah er einen Haufen trockener Blätter und dachte, es sei Onkel Butter, der Ziegenmann. Er wollte den Blättern gerade die Pfote schütteln, als er näher kam und sah, dass er sich schon wieder geirrt hatte.
“Na, sowas!”, rief Onkel Wiggily. “Es ist wirklich blöd, keine Brille zu haben, wenn man sie einmal getragen hat.”
Er ging ein Stück weiter und kam bald an eine Stelle, wo ein paar Büsche wuchsen. Oben in den Büschen, ein Stück über dem Boden, sah Onkel Wiggily ein paar weiche, pelzige, flauschige Dinge auf den Ästen sitzen.

“Oh, die lieben kleinen Kätzchen!”, rief der Hasenmann. “Da muss wohl ein Hund gekommen sein und sie in die Büsche gejagt haben. Ich werde sie herunterholen. Habt keine Angst, ihr Kleinen”, sagte er. “Ich lasse euch nichts Böses antun. Kommt zu eurem Onkel Wiggily!”
Der Hasen-Onkel hüpfte hinauf und streckte den flauschigen Dingen seine Pfote entgegen. Sie sagten nichts zu ihm.
“Aber das ist schon in Ordnung”, sagte er. “Sie haben zu viel Angst, um überhaupt zu miauen. Ich bringe sie zu Mutter Gans, und sie gibt ihnen warme Milch. Kommt mit, Kätzchen!”, sagte der Hasenmann.
Aber obwohl er ganz nah an den Busch heranging und ganz sanft rief, sprangen die Kätzchen nicht in seine Pfoten.
“Ich glaube, sie haben zu viel Angst”, sagte der Hasen-Onkel. “Ich breche einfach den Zweig mit den Kätzchen ab”, dachte Herr Langohr, “und trage sie so nach Hause. Arme kleine Kätzchen! Hat euch ein böser Wau-Wau-Hund erschreckt? Na, kommt einfach mit eurem Onkel Wiggily, dann wird alles gut!”
Also brach der Hasenmann den Zweig mit den weichen, flauschigen Kätzchen ab, und so ging er durch den Wald.
“Ich bringe sie zu Mutter Gans”, sagte er, “und dann gehe ich zum Schmied und lasse meine Brille reparieren.”
Onkel Wiggily war bald am Haus der Dame, die Spinnweben aus dem Himmel fegte.
“Mutter Gans! Mutter Gans!”, rief er. “Ich habe dir ein paar kleine Kätzchen auf einem Buschzweig mitgebracht. Ein Hund hat sie gejagt und erschreckt, und sie hatten Angst herunterzukommen. Bitte gib ihnen warme Milch mit Karottensauce.”
Mutter Gans kam zur Tür gelaufen. Sie schaute sich die flauschigen Dinge an, die Onkel Wiggily ihr entgegenhielt. Dann lachte sie.
“Was ist denn?”, fragte der Hasen-Onkel. “Warum kümmerst du dich nicht um die armen Kätzchen?”
“Kätzchen?”, lachte die liebe alte Mutter Gans, noch lauter als zuvor. “Das sind Weidenkätzchen.”
“Weidenkätzchen?”, sagte Onkel Wiggily überrascht.
“Ja, das sind die weichen, flauschigen Blüten des Weidenbusches. Das sind Pflanzen und gar keine Tiere.”
“Na, sowas!”, rief Onkel Wiggily. “Das kommt davon, wenn man keine Brille hat. Ich dachte wirklich, es wären echte Kätzchen. Ich muss mich beeilen, zum Schmied zu gehen und meine Brille reparieren lassen.”
Das tat er dann auch, und seine Brille wurde bald repariert, während Mutter Gans die Weidenkätzchen in Wasser stellte, wo sie sich zu großen Katzen-Blüten entwickeln würden.