Die Blumen der kleinen Ida

Die kleine Ida liebte ihren großen Cousin. Er erzählte ihr immer die allerschönsten Geschichten. Eines Tages ging die Kleine Ida zu ihrem Cousin. ‘Meine armen Blumen sind alle verwelkt. Gestern waren sie so wunderschön und jetzt hängen alle Blätter herunter,’ sagte sie traurig und zeigte ihren Blumenstrauß. Ihr Cousin lächelte und sagte: ‘Weißt du, liebe Ida, deine Blumen waren letzte Nacht auf einem Ball. Deswegen sind sie jetzt müde und lassen die Köpfe hängen.’

Ida dachte für einen Moment nach und sagte, ‘Aber Blumen können doch nicht tanzen, oder?’ ‘Sicher können sie das’, sagte ihr Cousin. ‘Wenn wir schlafen gehen, erwachen die Blumen zum Leben. Fast jeden Abend veranstalten sie einen Ball.. Sie hüpfen und tanzen den ganzen Abend. Hyazinthen, Gänseblümchen, Maiglöckchen, Tulpen, alle Blumen können mitmachen.’ ‘Wo tanzen die schönsten Blumen?’ ‘Sie tanzen im Sommerpalast des Königs. Wenn der König im Herbst zurück in die Stadt geht, gehen die Blumen zum Schloss.. Deswegen siehst du in dieser Zeit keine Blumen in den Gärten..’

‘Kann ich die Blumen auch tanzen sehen?’ ‘Natürlich,’ antwortete ihr Cousin.. ‘Wenn du zu dem Schloss kommst, schau einfach durch das Fenster.’ Ida würde das gerne sehen. In diesem Moment kam der langweilige Nachbar zu Ida und ihrem Cousin. Er mochte die Geschichten nicht, die der Cousin Ida erzählte. ‘Was erzählst du dem Kind da? Das ist doch alles nur ausgedacht und dumm.’

Aber Ida dachte nicht, dass es nur ausgedacht und dumm war, und dachte den ganzen Tag lang über die Geschichte der Blumen nach. Sie legte ihren welken Strauß in das Puppenbett ihrer geliebten Puppe Sofie. Vielleicht geht es ihnen dann besser. Sofie musste eine Nacht in der Tischschublade schlafen. Als die kleine Ida ins Bett ging, flüsterte sie den Blumen ihrer Mutter im Wohnzimmer zu, ‘Ich weiß, dass ihr heute Nacht zum Ball geht,’ aber die Blumen antworteten nicht.

Ida wachte mitten in der Nacht auf. Sie hatte von ihrem Cousin und den Blumen geträumt. Dann, ganz leise, hörte sie Musik in der Ferne. Die kleine Ida schlich sich so leise, wie sie konnte, aus dem Bett. Sie wollte ihre Mutter und ihren Vater nicht aufwecken. Auf Zehenspitzen schlich Ida zum Wohnzimmer. Was sie dort sah, konnte sie kaum glauben. All die Blumen ihrer Mutter waren aus ihren Töpfen und Vasen gekommen und tanzten. Eine große Lilie saß am Klavier und spielte fröhliche Melodien. Idas Blumen machten aus voller Freude mit. Sie sahen nicht länger krank oder müde aus.

Nicht nur die Blumen tanzten. Die kleine Ida sah den Sonnenschirm durch den Raum springen. Eine kleine Steinfigur öffnete die Tischschublade und heraus kam die Puppe Sofie. Sofie tanzte mit Idas Blumen. ‘Danke dass wir uns dein Bett ausleihen durften,’ sagten sie. ‘Ihr könnt weiter dort schlafen, wenn ihr wollt,’ sagte Sofie. ‘Oh, nein, wir werden nicht so lange leben,’ antworteten die Blumen. ‘Morgen werden wir tot sein. Sag Ida, sie soll uns an einem schönen Ort im Garten begraben. Dann werden wir im Sommer wiederkommen. Noch schöner, als wir jetzt schon sind.’

Am nächsten Tag ging die kleine Ida ins Wohnzimmer. Nichts war mehr vom Ball zu sehen. Sie nahm Sofie aus der Schublade, aber die Puppe sagte nichts. ‘Ich weiß, was du mir von den Blumen sagen solltest,’ sagte die kleine Ida zu ihr. ‘Es ist nicht nett von dir nichts zu sagen, wenn sie so schön mit dir getanzt haben.’ Aber die kleine Ida wusste, was sie zu tun hatte. Sie nahm den verwelkten Blumenstrauß aus dem Puppenbett und schaute zusammen mit ihrem Cousin nach dem besten Platz im Garten, damit die Blumen nächsten Sommer wiederkommen könnten.


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